Die Gemmotherapie

Die Gemmotherapie wurde in den 50er Jahren von Dr. Pol Henry aus Brüssel entwickelt und gehört bei den alternativen Heilmethoden zum großen Bereich der Phytotherapie. Sie ist in Belgien und Frankreich bekannter als hierzulande. Der Begriff Gemmotherapie geht auf das lateinische Wort "gemma" = Knospe zurück. Die Knospe symbolisiert die "Lebens- und Wachstumskräfte" einer Pflanze, und in den Knospenauszügen der Gemmotherapie sollen diese Regenerations- und Heilkräfte für den Menschen nutzbar gemacht werden. Gemmotherapeutika sind offiziell als Homöopatika gelistet, liegen aber eigentlich näher im Phytotherapiebereich.

Die Herstellung der Auszüge

Die Knospenauszüge der Gemmotherapie sind Glycerinmazerate, die in einem aufwändigen Verfahren (in der Regel aus ausschließlich frischen Pflanzenblattknospen und Triebspitzen) hergestellt wurden. Sie beinhalten konzentrierte pflanzliche Wachstumsfaktoren wie Auxine (zuständig für das Streckenwachstum von Stängeln und Wurzeln) und Gibberelline (steigern das Zellwachstum und die Zellteilung für das Längenwachstum) sowie andere Wirkstoffe, die oftmals im weiteren jahreszeitlichen Wachstum der Pflanzen nicht mehr vorkommen, sondern nur dann, wenn die Knospen im Frühjahr mit der Hand geerntet werden. Cytokinine steigern die Proteinsynthese der Pflanzen, was ebenfalls das Wachstum fördert.

Inhaltsstoffe sind unter anderem:

  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole wie Flavonoide und Tannine, Isoflavone und Aminosäuren)
  • Ätherische Öle
  • Bitterstoffe
  • Chrorophylle
  • Harze
  • Kumarine
  • Mineralstoffe
  • Organische Säuren
  • Terpene und
  • Vitamine

Die Dosierung

Dosiert werden Gemmotherapeutika üblicherweise mit 3-mal täglich 2—3 Sprühstössen direkt auf die Mundschleimhaut, und sie werden zwischen den Mahlzeiten verabreicht. Grundsätzlich sind die Mittel kombinierbar, es sollte aber immer nur ein Mittel auf einmal zur Anwendung kommen. Gemmotherapeutika sind bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr zur Anwendung gedacht. Die Dosierungshinweise erfolgen nach dem Alter der Anwender gestaffelt:  1-5 Jahre: 2x 5 Tropfen, 5-12 Jahre: 2x 10 Tropfen, ab 12 Jahre: 2x 10-20 Tropfen. Sie werden bei akuten Beschwerden eine Wiche lang eingesetzt, bei chronischen Erkrankungen 8-12 Wochen als Kur. Auch gegen eine dauerhafte Anwendung ist nichts einzuwenden, da sie keine Nebenwirkungen aufweisen. Die einzige Kontraindikation sind bekannte Allergien gegen die ätherischen Öle oder die übrigen Inhaltsstoffe.

Haupteinsatzgebiete der Gemmotherapeutika

Gemmotherapeutika eignen sich zur Unterstützung von schulmedizinischen Therapien oder zur Behandlung leichterer Beschwerden. Ihre Haupteinsatzgebiete sind chronische Gelenkbeschwerden, Stress- und Erschöpfungssymptome, Wechseljahresbeschwerden und PMS, Allergien und zur Ausleitung um Leber, Niere, Lymphe und die Haut zu unterstützen. Die Gemmotherapie kann begleitend zu konventionellen Therapien, anderen naturheilkundlichen Verfahren und zur Höómöopathie angewendet werden.

Untersuchungen zur Wirksamkeit

Es gibt bislang 20 Pflanzen, die gemmotherapeutisch eingesetzt werden können. Dabei ist die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) das am besten untersuchte Gemmotherapeutikum und gilt als pflanzliches Kortison. Pharmakologische Studien mithilfe von Dünnschichtchromatographie und Hochleistungsflüssigkeitschromatographie objektivierten hier eine stimulierende Wirkung auf das retikulohistiozytäre System (RHS), also die Gesamtheit aller Zellen des retikulären Bindegewebes, einschließlich derer, die phagozytieren. Diese sind ein Teil des Immunsystems und dienen der Abwehr und Beseitigung von Abfall- und Fremdpartikeln sowie Krankheitserregern. Zudem übernehmen sie auch Funktionen in der spezifischen Abwehr, da sie antigenpräsentierende Zellen sind. Desweiteren konnte aufgezeigt werden, dass Ribes nigrum vasodilatatorisch wirkt, eine ödem- und entzündungshemmende Wirkung aufweist, und die Nebennierenrinde stimuliert was die Ausschüttung von Cortisol zur Folge hat. Das hat damit zu tun, dass die Knospen reich an Aminosäuren (v.a. Arginin und Prolin), Vitamin C und Phenolderivaten wie Anthocyanen und Flavonoiden sind, welche die Widerstandskraft der Gefäße erhöhen. Flavonoide hemmen zusätzlich auch die Histaminfreisetzung und können antiinflammatorisch wirken, daher wird Ribes nigrum in der Gemmotherapie sowohl bei Allergien als auch bei Entzündungen der Gelenke (Rheuma, Arthritis, Arthrose) und der Schleimhäute des Atemwegs-, Verdauungs- und Harntraktes eingesetzt. Eine Schulmedizinische Anerkennung hat die Gemmotherapie aber wie viele andere naturheilkundliche Verfahren aber nicht.

Quellen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20807551/

Stern, Cornelia: 2019 Gemmotherapie DOI: 10.1055/b-0038-165815  

Dr. rer. Nat. Kathrin Koll „Gemmotherapie - Heilen mit Knospen“ ISBN: 978-3-8338-4133-0  

Dr. Max Tétau: Ribes nigrum Knospen – ein natürliches pflanzliches Mittel gegen Entzündungen, Zentralstelle für Dokumentation LPh Dolisos 27

Werde PTA CHANNEL Insider!

Melde Dich zu unserem Newsletter an und erfahre immer als erstes, wenn es News oder exklusive Aktionen auf Deinem PTA CHANNEL gibt!

Logge dich bitte zunächst ein.

Zum Login