Zahl des Monats

31 Mio Packungen Metamizol

Einmal im Monat gibt die DAPI (Deutsches Arzneiprüfungsinstitut) eine besonders interessante Zahl heraus, die ihnen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit mit Arzneimitteln auffällig geworden ist. Dieses Mal betrifft es eines der am häufigsten verordneten Medikamente in deutschen Apotheken: Metamizol-Natrium.

Die Anzahl der abgegebenen Packungen Metamizol an gesetzlich Krankenversicherte ist nämlich von 17,3 Millionen im Jahr 2013 auf 31,0 Millionen im Jahr 2023 angestiegen, das bedeutet ein Plus von 79 Prozent. Die Zahl der definierten Tagesdosen (DDD) pro 1000 GKV-Versicherte pro Tag stieg zudem von 6,1 auf 10,0, was einem Anstieg von 64 Prozent entspricht. Das DAPI berichtet in diesem Zusammenhang auch, dass die Meldungen von Nebenwirkungen zwischen 2010 und 2020 zugenommen haben, worüber auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem "Bulletin für Arzneimittelsicherheit" berichtet.

Metamizol ist nicht unproblematisch

Metamizol-Natrium ist ein häufig verschriebenes Medikament gegen Schmerzen und Fieber. Es wird in Deutschland immer öfter über einen langen Zeitraum in hoher Dosierung eingenommen, obwohl das nicht die Regel sein sollte. Es gibt gute Gründe, die Menge und Dauer der Einnahme zu begrenzen, obwohl es für viele Verwender vergleichsweise harmlos erscheinen mag. Im Vergleich zu anderen entzündungshemmenden Schmerzmitteln verursacht Metamizol weniger Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, wodurch die zusätzliche Einnahme von Magenschutzmedikamenten oft unnötig wird. Es besteht auch kein erhöhtes Blutungsrisiko, was es für ältere Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sinnvoll macht. Bisher gab es auch kaum Bedenken hinsichtlich Leber- und Nierenschäden oder negativer Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln, doch das könnte sich ändern.

Nebenwirkungen: selten aber um so gefährlicher

Das Risiko einer seltenen, aber schwerwiegende Nebenwirkung wie der Agranulozytose hat in anderen Ländern dazu geführt, dass das Medikament vom Markt genommen wurde. Die Inzidenz dieser seltenen Nebenwirkung von Metamizol hat hierzulande durch die häufigen Verordnungen in den letzten Jahren leider zugenommen. Frühere Studien berichteten noch von weniger als zehn Fällen pro Jahr, während es im Jahr 2020 bereits 65 Fälle gab, von denen 24 Prozent tödlich endeten. Mit steigenden Verschreibungszahlen von Metamizol erhöht sich auch das Risiko dieser schwerwiegenden Nebenwirkung, insbesondere wenn hohe Dosen über lange Zeiträume hinweg verschrieben werden. Früher war auch das Risiko einer Leberschädigung durch Metamizol weitgehend unbekannt, aber in den letzten Jahren gab es vermehrt Hinweise darauf, dass es hier doch zu Problemen kommen könnte.

Gefährlich für die Leber

Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Metamizol im Vergleich zu Paracetamol, bei dem auf das Leberrisiko hingewiesen wird, noch bedenklicher ist. Nach Berichten über arzneimittelbedingte Leberschäden nach der Anwendung von Metamizol hat sich auch der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz damit befasst. Sie stellten eine Verbindung zwischen der Einnahme von Metamizol und Leberschäden fest und ergänzten die Gebrauchsinformation entsprechend. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Metamizol Wechselwirkungen mit bestimmten Enzymen haben kann, was zu einem verringerten therapeutischen Spiegel und/oder einer geringeren Wirksamkeit anderer Medikamente führen kann. Die Produktinformationen von metamizolhaltigen Arzneimitteln wurden daraufhin entsprechend aktualisiert.

Die Einsatzgebiete von Metamizol

Metamizol sollte eigentlich nur zur Behandlung von starken Schmerzen wie akuten Verletzungen, nach Operationen, bei Koliken und Tumorschmerzen sowie bei Fieber eingesetzt werden, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht. Es sollte nicht bei leichten oder mittelstarken Schmerzen oder zur einer normalen Behandlung von Fieber verwendet werden, es sei denn, andere Antipyretika haben keine ausreichende Wirkung gezeigt. Alle anderen Anwendungen erfolgen als "off-label-use". Trotz der bekannten schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Agranulozytose, hypotensive Reaktionen und lebensbedrohliche Leberschäden steigen die Verschreibungszahlen weiter an. Ihr als pharmazeutisches Personal solltet daher immer wachsam sein und euren Kunden Hinweise geben können, wann sie sich an ihren Arzt wenden sollten. Anzeichen für diese Nebenwirkungen sind unter anderem ein schweres Krankheitsgefühl, bakterielle Infektionen mit Fieber, Schüttelfrost und beschleunigtem Herzschlag sowie Schleimhautnekrosen im Rachen-, Mandel- und Anal- und Genitalbereich.

Agranulozytose früh, Leberschäden spät

Eine Agranulozytose tritt in den meisten Fällen innerhalb von sechs Wochen nach Beginn der Behandlung auf und endet in etwa 16 Prozent der Fälle tödlich. Patienten, die zum ersten Mal Metamizol verschrieben bekommen, sollten auf die Symptome hingewiesen werden, bei denen sie ihren Arzt aufsuchen sollten. Die Möglichkeit eines schwerwiegenden arzneimittelbedingten Leberschadens (DILI) ist dagegen besonders bei Langzeitanwendern zu beachten. Die Symptome können vielfältig sein, von Müdigkeit über Fieber und Hautausschläge bis hin zu Gelbsucht. Das Absetzen von Metamizol führt in der Regel zur Normalisierung der Leberwerte, aber in seltenen Fällen kann es zu einem Leberversagen kommen, das eine Lebertransplantation erforderlich macht. Es ist wichtig, dass sowohl Ärzte als auch Pharmazeutisches Personal und Patienten sich der potenziellen Risiken und Nebenwirkungen von Metamizol bewusst sind. Insbesondere die schwerwiegenden Nebenwirkungen sollten ernst genommen werden. Eine sorgfältige Abwägung des Nutzens und der Risiken sowie eine regelmäßige Überwachung der Patienten sind daher unerlässlich.

Werde PTA CHANNEL Insider!

Melde Dich zu unserem Newsletter an und erfahre immer als erstes, wenn es News oder exklusive Aktionen auf Deinem PTA CHANNEL gibt!

Logge dich bitte zunächst ein.

Zum Login

Wusstest du...