Evinacumab - ein neuer Lipidsenker

Ein neuer Lipidsenker ist im September auf den deutschen Markt gekommen. Es handelt sich um einen humanen monoklonalen Antikörper, der spezifisch bei Menschen eingesetzt werden kann, die unter einer erblich bedingten Störung des Fettstoffwechsels leiden, der homozygoten familiären Hypercholesterolämie (HoFH). Wie er wirkt, und was der Kunde wissen sollte, der ihn verordnet bekommt, das erfahrt ihr hier.

HoFH, was ist das genau?

Bei der homozygoten familiären Hypercholesterolämie liegt eine autosomal-dominant vererbte Mutation im LDL-Rezeptor-Gen vor. Hier gibt es verschiedene Ausprägungen der Erkrankung, die sich entweder in einem kompletten Mangel des LDL-Rezeptors oder mit einer Rezeptordysfunktion zeigen. Je nach dem welcher Typus vorliegt, können LDL-Cholesterinspiegel zwischen 400 und 1000 mg/dl auftreten. Diese Erkrankung zeigt sich nicht erst im Erwachsenenalter, sondern bereits Kinder und Jugendliche leiden dann unter Erkrankungen wie Hornhautdegenerationen oder anderweitige atherosklerotische Komplikationen. Im schlimmsten Fall manifestiert sich die Erkrankung durch einen plötzlichen Herztod. Unbehandelt überleben Patienten ohne LDL-Rezeptoren nur selten die zweite Lebensdekade.

So wirkt Evinacumab

Das Protein Evinacumab sorgt dafür, dass die Lipase-Aktivitäten erhöht werden. Dadurch befinden sich weniger LDL-Vorstufen im Blut, und es wird weniger LDL-Cholesterol gebildet. Dafür bindet es an das Protein Angiopoietin-like 3 (ANGPTL3 ) und blockiert dessen Wirkung. Das ist ein Protein, das an der Steuerung der Cholesterinproduktion beteiligt ist, indem es die Enzyme Lipoproteinlipase und endotheliale Lipase hemmt. Durch die Blockade von ANGPTL3 wird die Produktion von Cholesterin reduziert, da die Enzymaktivitäten nicht mehr gebremst werden. Die Erfolge bei der Behandlung der Patienten war in den Studien, die zur Zulassung geführt haben, immens: eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-3-Studie zeigte durchschnittliche Senkungen des LDL um etwa nach 24 Wochen, wobei bereits 14 Tage nach der ersten Einnahme deutliche Effekte messbar waren. Das Medikament der Firma Ultragenyx wurde zum 1. September in den deutschen Markt eingeführt, heißt Evkeeza® und ist für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren mit  HoFH gedacht.

Anwendung und Nebenwirkungen

Evinacumab wird einmal monatlich über die Dauer von 60 Minuten intravenös verabreicht. Die empfohlene Dosis sind 15 mg pro kg Körpergewicht. Evkeeza wird von einem Arzt oder dem medizinischen Fachpersonal verabreicht. Es wird über einen Zeitraum von 60 Minuten als Tropfinfusion in eine Vene verabreicht. Allergische Reaktionen sind glücklicherweise selten, können aber schwerwiegend sein. Daher ist es wichtig, dass der Patient weiß, dass er während der intravenösen Infusion unverzüglich mitteilen muss, wenn eines der folgenden Symptome einer anaphylaktischen Reaktion auftritt. Der Tropf wird dann unverzüglich gestoppt:

  • Schwellung – vor allem der Lippen, der Zunge oder des Halses, was das Schlucken oder Atmen erschwert
  • Atemprobleme oder pfeifende Atemgeräusche
  • Schwindelgefühl oder Ohnmacht
  • Hautausschlag, Nesselsucht oder
  • Juckreiz.

Sehr häufig, also bei mehr als einem von 10 Behandelten treten Symptome einer Erkältung wie z. B. eine laufende Nase (Nasopharyngitis) auf. Häufig, also bis zu einer von 10 Behandelten klagt über Schwindelgefühl, Halsschmerzen oder eine Infektion der oberen Atemwege, Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten, Grippesymptome, Müdigkeit oder Erschöpfung. Vereinzelt kommen Infusionsreaktionen wie Juckreiz an der Infusionsstelle vor. Da die Hauptwirkung, die meist moderaten Nebenwirkungen mehr als ausgleicht, wurde das Medikament in Deutschland zugelassen.

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/evinacumab-im-handel-142080/

https://flexikon.doccheck.com/de/Homozygote_famili%C3%A4re_Hypercholesterin%C3%A4mie

https://classic.clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03399786?term=evinacumab&phase=2&draw=2

https://medikamio.com/de-de/medikamente/evkeeza-150-mgml-konzentrat-zur-herstellung-einer-infusionslosung/pil

 

 

 

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