Die Dringlichkeitenliste des Gesundheitsministers

Die lange Herbst- und Winterzeit wirft in diesen vielerorts bereits kühlen und nassen Tagen ihre Schatten voraus. Dass gerade in den kalten Monaten vermehrt Lieferengpässe bei der Akutmedikation auftreten, haben die vergangenen Jahre deutlich gezeigt. Im Bundesgesundheitsministerium hat man sich daher Gedanken gemacht, wie man diesem Problem begegnen will. Die Angst ist groß, dass Deutschland - wie im vergangenen Jahr - erkrankte Kinder nicht ausreichend mit Schmerz- und Fiebermitteln sowie Antibiotika versorgen kann. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat daher in der vergangenen Woche den Pharmagroßhandel gebeten, seine Lagerkapazitäten für bestimmte Medikamente zu erhöhen. Eine Dringlichkeitsliste wurde erstellt, welche die Arzneimittel umfasst, die vermutlich knapp werden können. Aber reicht das aus?

Dringende Bitte an den Großhandel

Lauterbach hat einen Brief mit einer dringenden Bitte an den Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) verfasst, in dem er auf die Gefahren der Lieferengpässe, gerade in Bezug auf Kinderarzneimittel, hinweist. Er warnt vor der realen Gefahr, dass Lieferengpässe genau wie im vergangenen Jahr auftreten könnten, und appelliert an den Großhandel, dass dieser die Lagerhaltung für bestimmte Medikamente erhöht, und sich für die Beschaffung dieser Darreichungsformen noch intensiver mit den Herstellern abspricht. Erstellt wurde eine sogenannte “Dringlichkeitsliste”, welche vorwiegend Schmerz- und Fiebersenkende Medikamente sowie Antibiotika umfasst. Hier sieht das Bundesgesundheitsministerium die größte Gefahr für kommende Engpässe. Lauterbach erwähnt außerdem, dass eine Gegenfinanzierung geprüft werden kann, sollten diese Maßnahmen zu höheren Ausgaben beim Großhandel führen.

Welche Medikamente auf der Liste stehen

Das Bundesgesundheitsministerium hat auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) folgende Wirkstoffe samt Darreichungsform auf der “Dringlichkeitsliste” vermerkt:

  • Amoxicillin: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Amoxicillin/Clavulansäure: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen und Pulver
  • Cefaclor: Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen und Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Cefadroxil: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Cefixim: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen und Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Cefpodoxim: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Cefuroxim: Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Clarithromycin: Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Clindamycin: Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen
  • Erythromycin: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Ibuprofen: Suspension zum Einnehmen, Suspension zum Einnehmen im Beutel, Zäpfchen und Weichkapsel zum Zerbeissen
  • Paracetamol: Lösung zum Einnehmen, Zäpfchen, Sirup und Granulat
  • Phenoxymethylpenicillin: Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen, Suspension zum Einnehmen und Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen
  • Salbutamol: Suspension zur Druckgasinhalation, Lösung für einen Vernebler, Pulver zur Inhalation, Lösung und Tropfen zum Einnehmen
  • Sultamicillin: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
  • Trimethoprim/Sulfamethoxazol: Suspension zum Einnehmen
  • Xylometazolin oder Oxymetazolin Nasenspray, Nasentropfen und Lösung

So sehen das die Kinderärzte

Der Präsident des Kinderärzteverbands, Thomas Fischbach, bleibt trotz der eingeleiteten Maßnahmen skeptisch. In einem Interview mit der “Rheinischen Post” sagte er, er rechne nicht damit, dass die Maßnahmen der Ampel zu einem Ende der Arzneimittelknappheit in diesem Jahr führen werden. Seiner Ansicht nach kämen die Aktionen zu spät. Eltern sollten sich darauf einstellen, dass auch in diesem Winter Fiebersäfte, Zäpfchen und andere Standardmedikamente wieder knapp würden, und rät ihnen, die Hausapotheke rechtzeitig aufzufüllen. So verständlich diese Einschätzung auch ist, vor den Apothekenmitarbeitern liegen jetzt vermutlich wieder viele anstrengende Gespräche mit Eltern, welche sich sicherheitshalber mit allem eindecken wollen, das auf dieser Liste steht. Solche Hamsterkäufe - so verständlich und nachvollziehbar sie auch sein mögen - führen dann nur noch schneller in den Engpass, und akut Betroffene müssen etliche Kilometer fahren und viel Zeit investieren, um an die entsprechenden Medikamente zu kommen.

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/pharmaindustrie-bw-staerken-gegen-medikamentenknappheit-100.html

https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-bw-newsticker-am-morgen-reisebus-auf-a81-ausgebrannt-flugzeugabsturz-in-russland-wagner-chef-prigoschin-an-bord-100.html

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/lauterbachs-dringlichkeitsliste-141918/seite/2/?cHash=ec050d71e964ea43f4860e8fb25351cf

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Zulassung/amInformationen/Lieferengpaesse/Dringlichkeitsliste_kinderarzneimittel_herbst_winter_23_24_pdf.pdf?__blob=publicationFile

Wusstest du...