Die lange Herbst- und Winterzeit wirft in diesen vielerorts bereits kühlen und nassen Tagen ihre Schatten voraus. Dass gerade in den kalten Monaten vermehrt Lieferengpässe bei der Akutmedikation auftreten, haben die vergangenen Jahre deutlich gezeigt. Im Bundesgesundheitsministerium hat man sich daher Gedanken gemacht, wie man diesem Problem begegnen will. Die Angst ist groß, dass Deutschland - wie im vergangenen Jahr - erkrankte Kinder nicht ausreichend mit Schmerz- und Fiebermitteln sowie Antibiotika versorgen kann. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat daher in der vergangenen Woche den Pharmagroßhandel gebeten, seine Lagerkapazitäten für bestimmte Medikamente zu erhöhen. Eine Dringlichkeitsliste wurde erstellt, welche die Arzneimittel umfasst, die vermutlich knapp werden können. Aber reicht das aus?
Lauterbach hat einen Brief mit einer dringenden Bitte an den Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) verfasst, in dem er auf die Gefahren der Lieferengpässe, gerade in Bezug auf Kinderarzneimittel, hinweist. Er warnt vor der realen Gefahr, dass Lieferengpässe genau wie im vergangenen Jahr auftreten könnten, und appelliert an den Großhandel, dass dieser die Lagerhaltung für bestimmte Medikamente erhöht, und sich für die Beschaffung dieser Darreichungsformen noch intensiver mit den Herstellern abspricht. Erstellt wurde eine sogenannte “Dringlichkeitsliste”, welche vorwiegend Schmerz- und Fiebersenkende Medikamente sowie Antibiotika umfasst. Hier sieht das Bundesgesundheitsministerium die größte Gefahr für kommende Engpässe. Lauterbach erwähnt außerdem, dass eine Gegenfinanzierung geprüft werden kann, sollten diese Maßnahmen zu höheren Ausgaben beim Großhandel führen.
Das Bundesgesundheitsministerium hat auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) folgende Wirkstoffe samt Darreichungsform auf der “Dringlichkeitsliste” vermerkt:
Der Präsident des Kinderärzteverbands, Thomas Fischbach, bleibt trotz der eingeleiteten Maßnahmen skeptisch. In einem Interview mit der “Rheinischen Post” sagte er, er rechne nicht damit, dass die Maßnahmen der Ampel zu einem Ende der Arzneimittelknappheit in diesem Jahr führen werden. Seiner Ansicht nach kämen die Aktionen zu spät. Eltern sollten sich darauf einstellen, dass auch in diesem Winter Fiebersäfte, Zäpfchen und andere Standardmedikamente wieder knapp würden, und rät ihnen, die Hausapotheke rechtzeitig aufzufüllen. So verständlich diese Einschätzung auch ist, vor den Apothekenmitarbeitern liegen jetzt vermutlich wieder viele anstrengende Gespräche mit Eltern, welche sich sicherheitshalber mit allem eindecken wollen, das auf dieser Liste steht. Solche Hamsterkäufe - so verständlich und nachvollziehbar sie auch sein mögen - führen dann nur noch schneller in den Engpass, und akut Betroffene müssen etliche Kilometer fahren und viel Zeit investieren, um an die entsprechenden Medikamente zu kommen.