Die kommenden Sterne am Arzneistoff-Himmel

Wer in der Apotheke arbeitet, der weiß, dass es nichts Wichtigeres gibt, als sich auf dem Laufenden zu halten, was neue Arzneistoffe angeht. Einmal ist es für die optimale Beratung unverzichtbar, und dann: wer will schon mit den Achseln zucken, wenn die gut informierten Patienten mit dem Namen eines neuen Wirkstoffes ankommen, und dazu beraten werden wollen? Auf dem 59. Fortbildungskongress der BAK in Meran informierte der Pharmazeut Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz über alle neuen Arzneistoffe, die wir uns derzeit ganz besonders gut anschauen sollten. Wir machen uns jetzt schon Gedanken darüber, welche Informationen wir in der Beratung dazu auf dem Schirm haben sollten.

Hilfe in den Wechseljahren

Fezolinetant heißt die neue “hormonfreie Alternative zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche in den Wechseljahren” die oral eingenommen werden kann erklärte er. Der Rezeptorantagonist wirkt am Thermoregulationszentrum des Gehirns, ist in den USA bereits zugelassen, und bei der EMA angemeldet. Auf eine ähnliche Weise wirkt auch Elinzanetant, das sich aber noch in der klinischen Prüfung befindet. Fezolinetant hat keine Auswirkungen auf den Plasmahormonspiegel, wird einmal täglich eingenommen und ist kontraindiziert bei Leberzirrhose, einer starken Beeinträchtigung der Nierenleistung und bei gleichzeitiger Anwendung von CYP1A2-Inhibitoren, wie beispielsweise Amitriptylin, Clopidogrel oder auch Melatonin. Gerade aufgrund der Wechselwirkungen mit dem auch als Nahrungsergänzungsmittel bei Schlafproblemen vertriebenen Melatonin ist eine umfassende Beratung und Aufklärung in der Apotheke nötig.

Neues Gel bei Dellwarzen

Berdazimer heißt ein Stickstoffmonoxid (NO)-freisetzendes topisches Medikament, das derzeit für den Einsatz bei Akne und vor allem gegen Dellwarzen untersucht wird. NO wird von unserem Körper auch selbst produziert. Es dient der Immunmodulation, fördert den programmierten Zelltod befallener Körperzellen und wirkt gegen Bakterien und Viren. Die Grundlage des Medikamentes ist ein Polysiloxan-Gel, das bei der Anwendung gegen Dellwarzen vermutlich genauso wichtig ist, wie der Wirkstoff selbst. Professor Schubert-Zsilavecz erklärte begeistert, wie es dazu in der Lage ist, über eine pH-Wert Steuerung dafür zu sorgen, den Wirkstoff kontrolliert freizusetzen. Dellwarzen kommen besonders häufig im Kindesalter vor und stellen oft eine hohe psychosoziale Belastung für die Betroffenen dar. In einer Studie waren nach 12 Wochen fast die Hälfte der Patienten ihre Dellwarzen los. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an den Applikationsstellen und Rötungen, die aber meist nach 2 Wochen wieder abgeklungen sind.

Neue Arzneimittel bei Typ-1-Diabetes und Plaque Psoriasis

Um die Manifestation eines Typ-1-Diabetes weiter hinauszuzögern, steht ein neuer Antikörper, nämlich Teplizumab, in den Startlöchern, der in den USA bereits zugelassen ist. Er modifiziert den Autoimmunprozess, der den Untergang der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse verlangsamt. Das Medikament trägt den Namen Tzield™ und wird einmal täglich an 14 aufeinanderfolgenden Tagen intravenös verabreicht. Die FDA verkündete, dass die Gabe von Teplizumab das Auftreten erster Symptome des Diabetes Typ 1 um zwei bis drei Jahre verzögern kann. Die häufigsten Nebenwirkungen sind verringerte Spiegel bestimmter weißer Blutkörperchen, Hautausschlag und Kopfschmerzen. Für die topische Therapie der Plaque Psoriasis kommt Tapinarof, das in den USA ebenfalls schon die Zulassungshürde genommen hat. Es reduziert die Genexpression proinflammatorischer Zytokine und wirkt vermutlich auch antioxidativ.

Neue Medikamente sind im Kommen

Auch gegen die tödlich verlaufende degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems ALS sind bereits Medikamente in Studien untersucht worden, die den Verlauf wenigstens verzögern, und den betroffenen Patienten im Schnitt noch weitere sechs Monate Lebenszeit schenken können. Ihr dürft also weiterhin gespannt sein, was so alles in den kommenden Jahren in Deutschland auf den Markt kommen wird, und was ihr euren Kunden dazu erzählen könnt. Es ist wichtig, dass ihr hier immer auf der Höhe der Zeit informiert seid, damit ihr ihnen kompetent antworten könnt.

 

Quellen:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/diese-sollten-sie-sich-merken-140564/

https://flexikon.doccheck.com/de/Fezolinetant

https://www.gelbe-liste.de/arzneimitteltherapiesicherheit/cyp-interaktionen/cyp1a2

https://dermnetnz.org/topics/berdazimer

https://www.rosenfluh.ch/media/dermatologie-aesthetische-medizin/2022/03/Hoffnung-auf-Therapien-fuer-bis-anhin-kaum-behandelbare-Dermatosen.pdf

https://www.dzd-ev.de/aktuelles/news/news/article/neues-diabetes-medikament-in-usa-zugelassen-teplizumab-verzoegert-die-entwicklung-eines-typ-1-diabet/index.html#:~:text=Teplizumab%20ist%20ein%20Antik%C3%B6rper.,Gewichtsabnahme%20oder%20M%C3%BCdigkeit%20treten%20auf).

https://www.diabetologie-online.de/a/meilenstein-fuer-forschung-teplizumab-zur-vorbeugung-von-typ-diabetes-in-den-usa-zugelassen-2454288#:~:text=Zu%20den%20h%C3%A4ufigsten%20Nebenwirkungen%20des,entsprechenden%20Warnhinweisen%20und%20Vorsichtsma%C3%9Fnahmen%20verbunden.

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/tapinarof-creme-ueberzeugt-134210/

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