Ist Aspartam wirklich krebserregend?

In den vergangenen Tagen wurde in verschiedenen Medien berichtet, dass die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Süßstoff Aspartam als krebserregend eingestuft hat. Viele Kunden suchen unter anderem Rat in der Apotheke, und fragen, wie die Pharmazeuten dieses Risiko bewerten. Schließlich findet sich der Zuckerersatz in vielen Lebensmitteln. Die Frage ist außerdem: wie steht es um die anderen Süßstoffe, gibt es hier vielleicht noch andere Gesundheitsgefahren? Wir werfen einen Blick darauf, und versuchen, hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Diese Süßstoffe gibt es

Um kalorienreichen Zucker zu vermeiden – sei es, weil man abnehmen, oder das Gewicht halten möchte, oder aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes bei denen man Zucker meiden sollte - greifen viele Menschen, die auf den süßen Geschmack nicht verzichten wollen, zu Süßstoffen. Davon sind EU-weit elf verschiedene Ersatzprodukte im Handel, nämlich Acesulfam, Advantam, Aspartam, Aspartam-Acesulfam-Salz, Cyclamat, Neohesperidin DC, Neotam, Saccharin, Steviolglycoside, Sucralose und Thaumatin. Sie alle schmecken sehr süß, liefern dabei aber keine nennenswerten Kalorien. Und hier ist auch der Unterschied zu den Zuckeraustauschstoffen (Zuckeralkoholen) wie Erythrit, Isomalt, Mannit, Sorbit, oder Xylit, die dem Körper durchaus Energie liefern, dabei aber nur etwa halb so viele Kalorien haben wie Zucker. Gemeinsam haben Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe, dass sie den Blutzuckerspiegel im Falle der Süßstoffe gar nicht, und im Falle der Zuckeraustauschstoffe nur in sehr geringem Maße beeinflussen. Ebenfalls gleichermaßen positiv ist, dass beide die Bildung von Karies nicht oder deutlich weniger stark fördern als Zucker.

Was ist Aspartam genau?

Aspartam – auf den Etiketten von Lebensmitteln auch unter der E- Nummer E 951 zu finden - ist ein synthetisch hergestellter Süßstoff aus den beiden zu einem Dipeptid verknüpften Aminosäuren L-Asparaginsäure und L-Phenylalanin. Es schmeckt etwa 200 mal süßer als Zucker, wurde im Jahr 1965 entdeckt, und ist erst seit 1990 in Deutschland in der Lebensmittelindustrie zugelassen. Auch in den USA, wo es entdeckt wurde, stand Aspartam zu Beginn lange unter dem Ruf, krebsauslösend bei Ratten zu wirken, weswegen sich die FDA erst einmal mit der Zulassung schwertat. Da Aspartam eine Phenylalaninquelle enthält, müssen damit gesüßte Lebensmittel auf dem Etikett entsprechend gekennzeichnet werden, damit diese von Menschen mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie nicht versehentlich konsumiert werden. Die Tageshöchstdosis in der EU wurde auf 40 mg/kg Körpergewicht pro Tag festgelegt. Das sind für einen durchschnittlich 70 Kilogramm schweren Menschen circa 266 Süßstofftabletten, oder 14 Liter Diätlimonade.

Das sagen die Studien aus

Die Einstufung der IARC als möglicherweise krebserregender Stoff besagt per se erst einmal nicht, dass Menschen, die ihn maßvoll konsumieren nun tatsächlich ein höheres Krebsrisiko haben. Sie beurteilt nur, ob der Stoff selbst grundsätzlich ein krebserregendes Potential hat, unabhängig von der aufgenommenen Menge über Lebensmittel und Getränke. Da sie hier begrenzte Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer bestimmten Form von Leberkrebs, nämlich dem sogenannten hepatozellulären Karzinom sah, erfolgte die Einstufung. Rückrufe von Produkten wird es daher keine geben, denn das Risiko bei einem Konsum unterhalb dessen, was als Tageshöchstdosis betrachtet wird daran zu erkranken gilt als vernachlässigbar - viel Wind um nichts möchte man meinen. Die WHO sieht die Studien zudem nicht als eindeutig an.

Süßstoffe zum Abnehmen

Die WHO hat allerdings erst im Mai dieses Jahres trotzdem allgemein von Süßstoffen zur Gewichtskontrolle abgeraten. Verschiedene Studien hatten ergeben, dass Süßstoffe keinen langfristigen Nutzen bei der Reduzierung des Körperfetts bei Erwachsenen oder Kindern bringen. Die Ergebnisse deuteten außerdem darauf hin, dass die Langzeitanwendung sogar potenziell unerwünschte Auswirkungen wie etwa ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine erhöhte Mortalität bei Erwachsenen haben könnte. Die Empfehlung auf künstliche Süßstoffe zu verzichten, gilt für alle Menschen mit Ausnahme von Personen mit bereits bestehendem Diabetes, und umfasst alle synthetischen und natürlich vorkommenden oder modifizierten, nicht nahrhaften Süßstoffe. Sie gilt nicht für süßstoffhaltige Körperpflege- und Hygieneprodukte wie Zahnpasta, Hautcremes und Medikamente sowie für kalorienarme Zucker und Zuckeralkohole, bei denen es sich um kalorienhaltige Zucker oder Zuckerderivate handelt. Besser und gesünder ist es allemal, einfach nur maßvoll zu süßen - und das am besten ganz natürlich mit Früchten.

Quellen:

https://suessstoff-verband.info/suessstoff-wissen/suessstoffe-ueberblick/

https://de.wikipedia.org/wiki/Aspartam

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/suessstoff-aspartam-krebs-gefahr-100.html

https://www.who.int/publications/i/item/9789240073616

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